Die traditionellen Fakultätspreise der Fakultät für Architektur und Stadtplanung für herausragende Abschlussarbeiten werden in einem mehrstufigen Verfahren beim Rundgang durch unsere Jahresausstellung vergeben. Eine jährlich wechselnd besetzte Fachjury kürt dabei die besten Abschlussarbeiten aus unseren Bachelor- und Masterstudiengängen. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen unseres Jahresfestes zur Verabschiedung unserer Absolventen statt.
The Public Private House
Jan Krieger und Georgios Mantziaras
Ausgezeichnet mit dem Fakultätspreis 2025
Städtisches Wohnen betrifft uns alle–doch im zeitgenössischen Wohnbau fehlen oft Aneignungsspielräume, Langlebigkeit und ästhetische Qualität. Unsere Bachelorarbeit greift genau diese Themen auf:
Wie können robuste, flexible Wohnräume aussehen, die Interaktion ermöglichen, ohne Lebensweisen vorzugeben? Dazu reisten wir nach Athen und analysierten die »Polykatoikia«–ein Stahlbeton-Bautypus, der seit rund 100 Jahren das Stadtbild prägt. Er steht für Aneignungspotenzial, Flexibilität und soziale Durchmischung.
Unser Entwurf überträgt diese Prinzipien auf einen zeitgenössischen Wohnbau. Im Zentrum stehen Übergangszonen zwischen öffentlich und privat: Das Erdgeschoss öffnet sich zur Stadt, während ein privater Zugang erhalten bleibt–das »Public Private House«. Die darüberliegenden Wohnungen sind im Split-Level-Prinzip organisiert. Statt einer dunklen Erschließung im Inneren liegt die Haupttreppe an der Straßenfassade–sichtbar, identitätsstiftend und verbindend. Sie schafft Orte der Begegnung, ohne sie zu erzwingen. Auf der Rückseite führt eine diskrete Wendeltreppe zu den Schlafbereichen–eine moderne Neuinterpretation der historischen Servicetreppe.
Im Gebäudekern schaffen großzügige Lichthöfe Licht, Luft und Raum für Urban Gardening. Die Sanitärzonen liegen entlang der Mittelachse und sind Teil der Tragstruktur–funktional und effizient. Die Konstruktion basiert auf einem Stahlbeton-Skelett mit regionalen Materialien wie Ziegel, Holz, Terrazzo und dem für Athen typischen »gehämmerten« Putz. Die massive Bauweise mit erhöhten Wandstärken erlaubt den Verzicht auf zusätzliche Dämmung–angepasst an das milde Klima und die handwerkliche Tradition Griechenlands. So entsteht ein Wohnraum, der offen, robust und anpassbar ist–eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der Polykatoikia.
Betreut durch Prof. Dr. Martina Baum/ SI-SUE
Urbanes Biotop Ines Neuendorf
Ines Neuendorf
Ausgezeichnet mit dem Fakultätspreis 2025
Die Großwohnsiedlung Stuttgart-Freiberg, ist ein typisches Beispiel für städtebaulichen Visionen des sozialen Wohnungsbaus der 60er/70er-Jahre. Als Antwort auf die Nachkriegs-Wohnungsnot vereint das Patchwork unterschiedlichste Gebäudetypologien–vom Einfamilienhaus bis zur Wohnmaschine.
Die Siedlung ist heute durch untergenutzte Freiräume und eine mangelnde soziale Vernetzung geprägt. Sie wird durch einen integrativen Ansatz transformiert, der die modernen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaanpassung, sowie soziale Interaktion und Teilhabe verknüpft. Durch die Mischung von menschlichem Lebensraum mit dem Lebensraum für Pflanzen, Tiere und andere Organismen entsteht ein zukunftsfähiger, klimaresilienter Stadtteil. Ein »Urbanes Biotop«.
Betreut durch Prof. Ulrike Böhm/SI-FG
Du und Ich
Gabraiela Youssef
Ausgezeichnet mit dem Fakultätspreis 2025
Wir leben in einer Welt, in der Konsum unsere Wünsche bestimmt und Kapitalismus unser Handeln steuert. Tagtäglich werden wir von Werbung, sozialen Medien und gesellschaftlichen Erwartungen beeinflusst–oft so subtil, dass wir es kaum noch hinterfragen. Sexismus, Rassismus, Homophobie, Ungerechtigkeit und jede Form von Diskriminierung sind tief in der Gesellschaft verankert. In einem Moment werden sie unsichtbar gemacht, im nächsten Moment offen gefeiert. Nicht nur applaudieren sich die Täter, auch wir tun es ihnen gleich und ignorieren die Opfer. Sie sind nicht nur Teil der Geschichte, sondern leben fort in unseren Institutionen, in Sprache, in Bildung und in den Köpfen vieler Menschen. Wem geben wir Raum? Wer wird gehört? Und wer bleibt ohne Stimme?
Betreut durch Prof. Stephan Trüby/IGMA und Andrea Irion
Panoramakäserei auf dem Schauinsland
Marvin Burghardt und Lennart Lieb
Ausgezeichnet mit der Anerkennung innerhalb des Fakultätspreises 2025
Mit unserem Entwurf möchten wir mehr als nur eine Produktionsstätte schaffen. Die Genossenschaftskäserei vereint Käseproduktion und Reifekeller mit einem Gastronomiebereich und einer Museumsfläche. Dadurch entsteht ein ganzheitliches Erlebnis, das die Herstellung, den Genuss und das Wissen über Käse und Handwerk miteinander verbindet. Unsere nachhaltige Architektur orientiert sich an der Umgebung:
Insgesamt verstehen wir unser Projekt als ein Symbol für die Region–ein Ort, der Tradition und Innovation miteinander verbindet, Begegnung und Austausch ermöglicht und die Einzigartigkeit des Schwarzwalds hervorhebt.
Betreut durch Prof. Jens Ludloff/IBK