Feindliche Architektur am Beispiel Stuttgarts

Maximilian Sinn
(IWE-FG/Prof. Dr. Hannemann)

Debatten über Sicherheit im öffentlichen Raum sind ständig aktuell. Als problematische Störung einer öffentlichen Ordnung werden dabei oft Themen wie zum Beispiel Kleinkriminalität, Drogenmissbrauch, Wohnungslosigkeit und soziale Not wahrgenommen. Im Rahmen einer öffentlichen und privaten, städtebaulichen Kriminalprävention wird feindliche Architektur eingesetzt. Zur Problemlösung verfolgen Kommunen sowie private Akteure verschiedene Konzepte feindlicher Interventionen. Feindliche Architekturen sind Formen der Gestaltung, wie Stadtmobiliare oder Gebäudedetails, die eine Aneignung des öffentlichen Raumes oder öffentlich zugänglicher Architektur verhindern zu versuchen. Die Gestaltung zielt auf Verdrängung ab. Über die exakten Abläufe des Entstehens und der praktischen Umsetzung kann man in den meisten Fällen nur Vermutungen anstellen. Die Folge ist jedoch immer die Ausgrenzung mehrerer, in Teilen verbundener Randgruppen, die es räumlich zu verdrängen gilt, indem deren präferierte Nutzung des Ortes oder Möbels verhindert wird.

In der Öffentlichkeit stehen sich zwei Narrative, in der Debatte über feindliche Architektur gegenüber. Die Erzählung des Defensible Space (zu verteidigenden Raums), deren gedankliche Grundlage die gleichnamige Publikation von Oscar Newman ist und das Narrativ des verlorenen, öffentlichen Raums. Um einen Weg zwischen diesen Narrativen zu finden, ist eine wissenschaftliche Betrachtung des Phänomens nötig. Als Grundlage hierfür sieht sich die theoretische Arbeit „Feindliche Architektur am Beispiel Stuttgarts“, in der eine erste Analyse, anhand verschiedener Parameter, der feindlichen Architekturen in Stuttgart vorgenommen wird (siehe Abbildungen 1-5). In einer weiteren Auseinandersetzung werden die dabei entstandenen Ergebnisse eingeordnet, um daraus größere empirische Erkenntnisse zu entwickeln.

Die in der Arbeit analysierten Beispiele aus Stuttgarts Stadtraum zeigen auf, dass es sich bei feindlicher Architektur um ein Symptom einer universellen Entwicklung handelt: Der Privatisierung und Fragmentierung des öffentlichen Raums, im Namen der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.

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