Die Kunst des Handwerks – Ein Museum am Cabo da Roca

Beatrice Pilgrim
(IBBTE/Prof. Schürmann)

Das Handwerk ist seit Jahrhunderten ein doch großer Bestandteil unseres Lebens. In der Gesellschaft wird dies oftmals nicht in gleichem Maße wahrgenommen und ist in vielen Bereichen nicht vollumfänglich bekannt. Das Handwerk ist eine gewerbliche Tätigkeit, deren Erzeugnisse und Produkte meist auf individuellen Anfragen und Wünschen angefertigt werden. In früheren Zeiten sind die Produkte ausschließlich händisch gefertigt worden, heute werden viele Arbeitsschritte von Produktionsmaschinen übernommen, die teilweise wiederum von Hand bedient und gebaut werden. Traditionelle Handwerksberufe drohen auszusterben, dies liegt oftmals an Unkenntnis und Unwissenheit dieser alten Ausbildungsberufe. Das Ziel muss es sein, das Handwerk verstärkt ins Bewusstsein zu holen. Die Wertschätzung der handwerklichen Erzeugnisse in ihrer Vielfalt und Bandbreite bedarf es verstärkt in den Fokus zu rufen.

Ein neuer Museumsbau für Handwerkskunst mit Blick auf den Cabo da Roca soll geschaffen werden. An dem Cabo da Roca in Portugal soll neben dem bestehenden Angebot für den Tourismus ein weiterer Baustein entstehen, der sich sowohl den Besuchern als auch den Einheimischen widmet. An diesem Ort wird das traditionelle Handwerk in vielen Facetten seinen Platz finden. Neben der Ausstellung können zudem Workshops und Schulungen besucht werden. Nach einem Rundgang in der Ausstellung kann man das Erlebte in einem kleinen Café mit Blick auf das Meer ausklingen lassen. Das Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die das traditionelle Handwerk und dessen Geschichte an einem gesammelten Ort zusammenführt.

Die gesamte Gebäudestruktur basiert auf dem Ausstellungskonzept. Dieses definiert sich aus einem Hauptakteur, der Basis und fünf einzelnen Akteuren. Der Hauptkörper beinhaltet eine Einführung und einen historischen Einblick in die Entwicklung des Handwerks durch verschiedene Epochen, Branchen und einen Ausblick in die Zukunft. Im weiteren Verlauf des Rundgangs wird der Besucher von der Dauerausstellung weiter in die Wechselausstellung geführt. Die Wechselausstellung ist in fünf einzelne Körper gegliedert. Die einzelnen Körper können mit verschiedenen Thematiken des Handwerks bestückt werden. Die Dauerausstellung sitzt im Herzen des Körpers, die Wechselausstellungen sitzen tänzelnd zueinander in Richtung Wasser gerichtet. Die Besonderheit der Ausstellungskörper wird durch deren Kubatur hervorgehoben und sie erhalten den Charakter eines Handwerks-Häuschens.

Das Haus und dessen Formsprache ist zurückhaltend und tritt durch gezielte Akzente in Präsenz. Die offenen Strukturen lassen die einzelnen Kuben in den Vordergrund treten. Es entsteht eine Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Öffentlichkeit und Intimität. Es sind gezielte Grenzen und Schwellen gelegt, die dem Durchschreiten des Hauses eine Selbstverständlichkeit geben. Die verschiedenen Stufen an Intimität geben den Besuchern die Möglichkeit des ungestörten Entdeckens und Erkundens. Die Materialien wurden auf wenige Komponenten reduziert, um den ausgestellten Stücken den Raum zu geben.

Einen besonderen Stellenwert in Portugal hat der Kork. Von uns Menschen wird das Material seit der Antike verwendet, heutzutage gewinnt der Kork als klimaneutraler Rohstoff an neuer Bedeutung. Kork ist ein nachwachsender Rohstoff und gilt als ein Material mit Zukunft. Viele Eigenschaften wie Wasserdichtheit, Elastizität und Diffusionsoffenheit lassen den Kork auch als Fassade denken. Kork ist ein sehr langlebiges und recycelfähiges Material und kann somit in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden. Durch eine Vielzahl an positiven Eigenschaften eignet sich der Kork für viele Bereiche des Bauens. Welcher Ort könnte hierfür besser geeignet sein als dessen Entstehungsort?

Das Museum soll die Neugierde wecken und ein Bewusstsein schaffen, welche Bedeutung die Kunst des Handwerks hat. In unserer schnell lebenden Gesellschaft ist es von großer Bedeutung, die Kunst des Handwerks zu verstehen und zu schätzen.

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