HOLY CHEESUS! Das Käs‘[hand]werk - Eine Tradition des Allgäus

Nina Kurz, Denise Reeb
(IEK/Prof. Moro)

„Fürchte nicht unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. [...] Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne [...]. Die Ebene verlangt eine horizontale Baugliederung; das Gebirge eine vertikale." 
- Adolf Loos, 1913, Regeln für den, der in den Bergen baut

Mit dem Entwurf Käs'[dach]werk soll im malerischen, unweit von Oberstdorf gelegenen Trettachtal ein neuer Anlaufpunkt für die Tradition des Käshandwerks entstehen. Gemäß den Worten Adolf Loos soll dabei in einem flachen, horizontalen Baukörper eine Balance zwischen traditionellem Handwerkbetriebs und touristischem Anziehungspunkt geschaffen werden. 

Die entwurfsbestimmenden Parameter stellen neben der Situierung des Elementarbaukörpers in der Tallandschaft und eine durch die Hanglage bestimmten Ausrichtung, eine eindeutige Differenzierung zwischen natürlichem Gelände und menschengemachtem Bau, sowie die vertiefte Auseinandersetzung mit den ortsspezifischen, historischen Bautraditionen des Allgäus und deren zeitgenössische Interpretation dar.

Der 130 Meter lange Baukörper besteht entsprechend der funktionalen Anforderung an die Bauaufgabe aus einem massiven Gewölbekeller für die Käsereifung und einem darauf thronenden filigranen und offenen Holzbau für Produktion, Information und Regeneration. Dabei folgt das an einem verkehrsberuhigten Spazier- und Radweg, am Fuß eines Berghangs gelegene Gebäude dem natürlichen Verlauf des Tals. 

Der filigrane, auf einem rauen Betonsockel aufgelagerte Holzbau nimmt dabei Bezug zur tradierten Bauweise der landwirtschaftlichen Einhöfe und interpretiert diese zugleich neu. Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach - das typologische Element des Quereingangs, welcher bei den traditionellen Bauernhäusern Wohn- von Wirtschaftsräumen trennt, findet sich im Entwurf in Form zweier großzügigen Erschließungszonen wieder. Er trennt drei thematisch gegliederte Gebäudeteile und bildet einen durchfließenden Raum des Ankommens im Einklang mit den dahinter aufsteigenden Gipfeln. Ein aus Gründen des konstruktiven Holzschutzes überstehendes Satteldach bildet das verbindende Element der darunter stehenden Bauten. Neben einer Produktionsstätte der traditionellen Handwerkskunst des Käsens, bietet der Neubau als zentraler Baustein einen neuen Informationspunkt. Der angrenzende Baukörper der Regeneration beherbergt neben kleinen Ferienwohneinheiten für Familien eine einladende Gaststube mit einer großzügigen Sonnenterrasse, die Wanderern die Möglichkeit zur Einkehr gibt

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