L’Aquila – Katastrophe Leben

Marija Zivanovic, Dominik Grunewald (IBK3/Prof. Ludloff)

Die vorgefundene Lage in L’Aquila ist auch knapp 10 Jahre nach dem Erdbeben von Leerstand und gestützten Gebäuden geprägt. Die Stadtverwaltung hat mit linearen Sanierungen von der Via Roma und dem Corso Vittorio Emmanuele begonnen, um diese beiden Hauptadern der Stadt zu reaktivieren.

Das öffentliche Leben in Italien spielt sich nicht in den Häusern, sondern zwischen den Häusern ab: Auf den Straßen und den Plätzen. Das öffentliche Leben in L’Aquila ist, wenn es denn gegeben ist, nur auf der kommerziellen Ebene gegeben.

Daraus ergab sich eine andere stadtsanierende Strategie: Durch die sukzessive Wiederherstellung von an Plätzen gelegenen Gebäuden kann die Stadt und das öffentliche Leben der Stadt wieder reaktiviert werden, da das Plätze-Netz einer historischen italienischen Stadt engmaßig geknüpft ist. Neben dem Gebäude wird auch der Platz wiederbelebt und bringt neues Leben in seine unmittelbare Umgebung. Diese Einflussbereiche überlappen sich, sodass die Wiederherstellung des Angebots der öffentlichen Räume die gesamte Stadt wiederbeleben kann.

Die Kirche wurde 1254 erstmals auf den Mauern eines alten Tempels erbaut und ist daher in ihrer städtebaulichen Lage nicht ganz rechtwinklig zum Platz. Sie gilt als älteste Kirche in der maurischen Gegend. Im Laufe der Zeit wurde sie nach diversen Erdbeben immer wieder im jeweiligen Stil wiederaufgebaut. 1969-1971 wurden Restaurierungsarbeiten durchgeführt, bei welchen die dekorativen Elemente des 18. Jhd. Fast vollständig zurückgebaut wurden und das Volumen der Kirche reduziert wurde. Auch wurde damals die heute bestehende, nach dem Erdbeben von 2009 bereits 2014 wiederhergestellt, Fassade damals mit der Anastilosis-Technik rekonstruiert. Sie hat das „typische Gesicht der Schule von L’Aqulia“ aus der Romanik und repräsentiert dieses noch heute stellvertretend für die Stadt. Bis dahin hatte die Kirche eine barocke Fassade.

Der Platz hat eine unregelmäßige Form und ist durch das Erdbeben von 2009 nicht mehr in gefasst. Auf dem Platz steht der Stadttradition entsprechend ein achteckiger Brunnen mit vier Ausläufen, welcher erhalten bleiben soll. Er steht bewusst nicht in der Mittelachse des Platzes, da das Portal der Kirche San Pietro eine Blickachse zum Platz der Kirche San Domenico bildet.

Der Palazzo Porcinari beherbergt eine universitäre Nutzung, wobei sich die Hauptfassade des Gebäudes zur Via Roma befindet. Der Palazzo ist aus dem 18 Jhd..

Die Fassadenornamentierung (Ädikulen, Gesimse für horizontale Gliederung, Eckpilaste) der der Kirche gegenüberliegenden Gebäude, lässt ebenfalls darauf schließen, dass sie mind. aus dem 18 Jhd., wenn nicht sogar schon aus der Renaissance stammen.

Das Statische system ist in sich selbst ausgesteift und ermöglicht so eine variation an Ausbaumöglichkeiten und sichert die erhaltenswerte historische Fassade. Das System ist aufgrund der erdbebentechnischen Anforderungen flächensymetrisch. Durch das enge Stützenraster können die Deckenbalken leicht von zwei Personen eingebracht werden.

Die bestehenden Mauern werden durch Mörtelinjektion verstärkt und mit dem neuen Tragwerk vernadelt.

Zum Seitenanfang