Studierende der Fakultät gewinnen beim 0711 Contest 2025

15. Juli 2025

Mit den Architekturfakultäten von Universität, Hochschule für Technik und Akademie für Bildende Künste gehört Stuttgart zu den größten und renommiertesten Standorten für die Ausbildung von Planerinnen und Planern in Europa. Jahr für Jahr entstehen hier Studienarbeiten zu architektonischen und städtebaulichen Fragestellungen in Stuttgart. Um das Know-how und das kreative Potenzial der Hochschulen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und für die Stadtentwicklung nutzbar zu machen, stiften die FÜNF Stuttgarter Kammergruppen einen Förderpreis. Ausgezeichnet werden herausragende studentische Arbeiten, die sich mit Themen der Stadt Stuttgart beschäftigen.
Der Förderpreis wird im zweijährigen Rhythmus vergeben und steht unter der Schirmherrschaft des Stuttgarter Baubürgermeisters Peter Pätzold. Aus Anlass der laufenden Diskussion zur Internationalen Bauausstellung IBA’27 StadtRegion Stuttgart wurde der Teilnehmerkreis der Hochschulen auf die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und das Plangebiet auf die Region Stuttgart ausgeweitet.

Gleich fünf Arbeiten aus unserer Fakultät wurden dabei mit Preisen ausgezeichnet:

Clara Gaenslen, Laura Plasser mit der Arbeit „UnterUns (Roller Coaster)“ betreut von Andrea Irion, IGMA
Votum der Jury:
Der Stuttgarter Untergrund wird unter die Lupe genommen. Durch eine interaktive Website mit Karte kommt diese Unterwelt ans Tageslicht.

Es sind über 300 Stollen, die während des 2. Weltkrieges den Stuttgarter:innen zum Schutz dienten, mittlerweile aber nicht mehr in unserem Bewusstsein sind. Die Arbeit untersucht Möglichkeitsräume, die sich hier eröffnen: Veranstaltungen, Pilzzucht, Kulturräume für zivilgesellschaftliche Initiativen. 

Die Arbeit zeigt auf eine spannende Art, wohin uns die Suche nach ungenutzten Räumen in der Stadt führen kann. Sie bleibt gezielt auf der abstrakten Ebene und regt damit die Fantasie der Betrachter an. Ein Film vermittelt exemplarisch am Rübezahlstollen seine Geschichte und zeigt Szenarien für die mögliche Zukunft. 

Die Jury würdigt die Art und Weise, wie und mit welchen Medien das Thema aufgegriffen und ins öffentliche Bewusstsein gebracht wird.

Christian Nopitsch, Sarah Rüngeler, Carolina Elisa Kern mit der Arbeit „Stuttgart Commons - Kulturschutzgebiet Bahndirektion“ betreut von Prof. Dr. phil. Laura Calbet, Dr. phil. Tino Buchholz

Votum der Jury:
Ein riesiges Areal direkt am Stuttgarter Hauptbahnhof liegt seit Jahren brach. Diese Arbeit zeigt, wie die Universität als Impulsgeber dieses ungenutzte Potential zum Leben erwecken kann. Sie nimmt das Bestehende auf, platziert geschickt Ergänzungen und macht Möglichkeitsräume auf.

Durch einen intensiven gemeinwohlorientierten Prozess werden die Orte erobert und mit neuen Inhalten gefüllt. Das Stadtmachen braucht Zeit und Akteure, aber auch politischen Willen: die Landeshauptstadt kauft das Areal und stellt es den Akteuren zur Verfügung.

Die Jury würdigt das Eingreifen der Lehre in die Entwicklung der Stadt, die Herangehensweise mit einem komplexen Prozess, die konkreten Vorschläge zur Bildung eines Netzwerkes und die impulsgebenden Maßnahmen zu Umsetzung.

Giuliana Fronte mit der Arbeit von „Stuttgart – Getrenntes Abwasser, geeinte Stadt“ betreut von Prof. Dr. Martina Baum, Prof. Dr. Stephan Trüby

Votum der Jury:
Das Wasser ist überall, auch wenn wir es nicht immer sehen. Es ist nicht nur ein Element eines romantischen Stadtbildes, es ist essenziell und überlebenswichtig.

Die Arbeit widmet sich dem Thema Abwasser und zeigt, wie Maßnahmen in verschiedenen Maßstäben und Ebenen die soziale und ökologische Infrastruktur von Städten positiv beeinflussen können.

Dabei werden große Veränderungen angestoßen – wie die Wiederbelebung des Nesenbachs oder Renaturierung des Neckars, aber auch punktuelle Eingriffe, wie zum Beispiel kleinmaßstäbliche Kläranlagen und Wasserbauten. Dieses Zusammenspiel führt zu einer Verdichtung, die sich positiv auf die Stadt auswirkt. 

Die Jury würdigt die innovative, ganzheitliche Denkweise, die dieses komplexe Thema sehr anschaulich mit baulichen Vorschlägen vermittelt und mit atmosphärischen Bildern Lust macht.

Melissa Schulz, Sevda Nisa Coskun mit der Arbeit „Frei(bad)“ gedacht betreut von Prof. Dr.-Ing. Martina Baum, Dipl.-Ing. Markus Vogl, SI-Städtebau Institut

Votum der Jury:
Wasser als existenzielle Ressource wird anhand einer bisher monofunktionalen Gebäudetypologie neu und sichtbar in die Kreisläufe der Stadt eingefügt. Das ehemalige Stadtbad in Bad Cannstatt, ein Hallenbad der 1960-er Jahre tritt in eine kreative Metamorphose ein. Das Gebäude am Neckar wird zergliedert, entblättert, abgedeckt, neu zugeordnet, die einzelnen Gebäudeteile greifen neue Beziehungen auf. Natürlich gefiltertes Regenwasser speist das Freibad mit Terrasse zum Neckar, der geschlossene Gebäudeteil greift als Mensa die Nähe der benachbarten Schulen auf und bietet mit einem Labor den forschenden Zugang zum Thema Wasser. 

Die Jury würdigt die Verknüpfung von großmaßstäblicher städtischer Infrastruktur und Gebäudeleerstand, die detektivische Reaktion auf Fehlbedarfe in der Nachbarschaft und vor allem das kreative und atmosphärisch wirksame Transformieren der Stadt. 

Die Arbeit „Studentisches Selbstbauprojekt REFUGIUM: Sanierung eines Holzhäuschens zum Wohnraum“, Entwurfs-und Seminar-Teilnehmer*innen am IBK betreut von Prof. Jens Ludloff, Dipl.-Ing. Anja Thierfelder, Dipl.-Ing. Sascha Ritschel

Votum der Jury:
Niemand möchte wohnungslos werden. Und wenn es doch passiert – wer kümmert sich um einen? Wie findet man aus der Notsituation heraus?

In Zusammenarbeit mit dem sozialen Träger, der Evangelischen Gesellschaft, nehmen 18 Studierende diese Herausforderung an. Ihre Arbeit zeigt, wie ein bestehendes Gartenhäuschen im Selbstbau in ein Refugium umgewandelt wird. Der Prozess beginnt mit dem Katalogisieren des Bestandes und führt über Planung, Materialbeschaffung, Aufbau bis hin zur Inneneinrichtung.

Die Jury würdigt den gesamten gemeinschaftlichen Prozess, die intensive Beschäftigung mit den Ressourcen und Materialeigenschaften, sowie die Tatsache, dass die Begriffe Refuse, Reduce, Reuse und Recycle in die Tat umgesetzt worden sind.

Jury:
Grazyna Adamczyk-Arns (IBA’27),
Susanne Dürr (Hochschule Karlsruhe),
Aida Nejad (Studio Malta),
Thomas Herrmann (Sprecher der FÜNF Stuttgarter Kammergruppen),
Heike Schaefer (Freie Architektin)

Die Fakultät gratuliert herzlich zu diesen großen Erfolgen!

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